Berichte
Schweizfahrt vom 8-18.August 2007
von Anton Kirch
Glücklicherweise ist unser Herr Kaplan ausländischer Herkunft und so war es keine allzu
aufreibende Debatte, welche die Helferrunde über den Beschluss unseres Reiseziels der diesjährigen
Jugendfahrt führte. Die Schweiz! Nicht-Mitglied der Europäischen Union, bekannt für Unabhängigkeit,
Schweizer Franken, Berge, Kreisverkehre, Käse und natürlich Schokolade
unabhängigkeit,
berge, käse und natürlich schokolade (wie sich herausstellte im
Sommer leider nicht die beste Idee). Mit merklichem Spaß an der Sache war der Kaplan für diese Reise
in die Organisation gegangen und trotz vorheriger Mitteilung seiner Pläne waren Namen und Ortsangaben
für uns von nicht allzu großer bildlicher Vorstellungskraft. Also trafen wir uns an besagtem Abreisedatum
um 8.45 Uhr und fuhren nach Einpacken der Sachen und dem vom Pfarrer gespendeten Reisesegen mit zwei
Bullis gegen halb zehn in Richtung Süden, irgendwo in ein relativ unbekanntes Land davon.
Wir waren 15 Jugendliche und der Kaplan. Es ging über die A2 bis Braunschweig, dann über Kassel, Würzburg
und Stuttgart bis zur Schweizer Grenze jenseits der Donau.

Jonathan und der Kaplan bestanden natürlich auf Grund der langen Fahrkonzentrations- Anstrengungen auf
lange, regelmäßige Pausen im Zwei- bis Dreistundendtakt.Die wunderschönen Sanifair-Autobahntoiletten
und die fast schon an Einkaufszentren erinnernden Autobahnraststätten ließen uns traumhafte Pausen
verleben. Die elfstündige Fahrt wurde uns durch eine Anzahl wunderschöner Kassetten leicht gemacht
(jedenfalls im Jonathan-Bulli). Besonders spektakulär waren hier natürlich allerlei
Patchwork Original- und Probeaufnahmen und dann Mixkassetten mit
König der Löwen, Tango, Wise Guys, Roger Cicero und einer ganzen Menge
Gitarrenmusik à la
Don Ross und
Nassler und
Schneider.
Die Überfahrt in die Schweiz war dann weniger Spektakulär, da die Beamten uns ganz simpel passieren ließen.
Inzwischen war aus dem Grau am Himmel, welches zeitweise von einigen Sonnenstrahlen durchrissen wurde ein
dunkle Wand geworden. Den Bodensee sahen wir noch im trockenen, doch auf den Schweizer Autobahnen brach
dann der Himmel auf.
Einen Großteil des
schweren Unwetters verbrachten wir im Heim der Kaplansmutter in
Zürich, welche uns
übergroßzügig bewirtete, sodass wir Reste dieses Abendbrotes noch des Öfteren in den folgenden Tagen auf
unseren Tellern begrüßen durften.
Anschließend fuhren wir in den kleinen Züricher Vorort Regensdorf in dem wir von Mittwoch bis zum Samstag
im Gemeindehaus der dortigen Gemeinde wohnen durften.
reicher palast mit höchst- moderner großküche Gemeindehaus wäre bei dieser Einrichtung
wahrscheinlich in Deutschland eine leichte Fehl- Interpretation
gewesen, denn was sich uns dort bot, war ein
sehr weitläufiger, reicher Palast mit höchstmoderner Großküche. In das Gemeindehaus integriert war eine
sehr hübsche, moderne Kirche mit einer kleinen Orgel und einem Flügel, der Jonathan teilweise magisch
anzuziehen schien. Der Kaplan klärte uns am Abend dann auch über die finanziellen Vorzüge kirchlicher
Einrichtungen in der Schweiz auf, die jedoch teilweise auch mit dem Problem des Aussterbens zu kämpfen
haben. Nach der Einteilung des Küchendienstes und der Morgengebete, was die Jugendlichen dieser Tage zu
ihren Pflichten zählten, fielen wir dann auch müde auf unsere Isomatten.
Der nächste Tag brachte nicht viel
besseres Wetter obwohl der Regen zum Glück oft auf sich warten ließ.
Wir besichtigten Zürich. Die
Großmünster-Kirche bot uns einen prächtigen Ausblick über Zürich. In dem
dunklen Licht wirkte die Stadt eher grau und trist.
bis an die zähne bewaffneten wachschutz
Den Tag verbrachten wir dann damit in kleinen Gruppen die Stadt zu durchforsten, uns zu verlieren und
nach vielen teueren Schweizer Handygesprächen dann doch wiederzufinden. Die Bahnhofstraße, reichste Straße
der Welt, war auch relativ unscheinbar. Von dem hier in Tresoren behüteten Geld sah man nur den bis an die
Zähne bewaffneten Wachschutz.
Der Abend gestaltete sich dann aus köstlichen
Nudeln mit Tomatensoße und einem nächtlichen Spaziergang
durch Regensdorf.
Der 10.8. war ein Freitag, der mit einer längeren Bullitour in Richtung des Berner Oberlandes nach Sachseln
verbracht wurde. Hier besichtigten wir den Wallfahrtsort des Schweizer Kultheiligen Bruder Klaus.
Anschließend fuhren wir zum
Rheinfall von Schaffhausen.
Dieses Erlebnis war besonders wegen des Hochwassers
(von dem wir erst hörten als wir wieder zu Hause waren) sehr imponierend. Die Zahlen bei der Wette um die
Geschwindigkeit des Wassers gingen hier von 80 bis 150 Km/h doch relativ weit auseinander. Der Tag ging
dann nachdem wir morgens und unterwegs traditionell Brötchen gegessen haben, was dem einen oder anderen
irgendwann zum Halse heraushing, mit einer gelungenen kulinarischen Entführung in die Welt des
Reises mit Tomaten- oder Currysoße zu Ende.
Am Samstag hieß es dann Sachen packen. Und bevor wir dann auf der Autobahn merkten, dass wir die
Fischstäbchen, die für den Abend bestimmt gewesen waren, im Gemeindehaus liegen gelassen hatten, fuhren
wir in richtig
französische Schweiz davon. Etwa drei Stunden brauchten wir für die Strecke, die uns immer
weiter nach Südwesten brachte.
Langsam wurden selbst wir der dauernden Patchwork- Beschallung während der langen täglichen Fahrten
überdrüssig.
In
Lausanne wartete ein nicht minder schönes Gemeindehaus auf uns. Der Abend wurde hier dann meist mit
Mensch-ärgere-dich-nicht verbracht.
mensch-ärgere-dich-nichtWir schliefen im Pfarrsaal. Und während sich die Menschen am Tisch
noch ärgerten versuchten dann einige Jugendliche und der Kaplan auch endlich mal um zwei einzuschlafen.
Während und nach den Abendgebeten konnten Jonathan und Anton zusammen musikalisch auch immer eine
Möglichkeit geben sich während eines
Violinen-Gitarrenduos zu entspannen, auch wenn die Entspannung
letzten Endes öfters nur noch die beiden genossen.
Der Sonntag begann mit einer eindrucksvollen französischen Messe nach dem Frühstück. Die
Französischlernenden hatte schon große Schwierigkeiten überhaupt ein paar Wörter zu verstehen, doch für
alle anderen Jugendlichen war das einfach mal die Erfahrung an einer Gottesdienstfeier nur visuell
teilzunehmen.
Anschließend folgten wir dem Beschluss nach Zermatt am Matterhorn zu fahren. Zu Beginn fuhren wir einen
Autobahnkreis von einer Stunde, weil wir den richtigen Weg nicht eindeutig definieren konnten, und traten
danach unsere zweieinhalbstündige Fahrt an. Auf dem Weg wurde die Landschaft dann endlich mal richtig
bergig, da wir ins
Schweizer Wallis kamen. Im besagten Dorf blieben wir dann zwei Stunden und schauten uns
das
Matterhorn von unten an. Der Rückweg war dann eher von mieser Stimmung geprägt, da die
Aletschgletscherbergbahn, die wir zum Gletscher hinauf fahren wollten schon zu war und wir nun 6 Stunden
an diesem Tag im Bulli gesessen hatten um uns einmal das Matterhorn von weitem ankucken zu können. Dieser
Tag war der einzig wirklich schiefgelaufene der Fahrt.
Der Abend war dann wirklich lustig, weil wir vom Autofahren geschafft nach Hause kamen und einfach fast
nicht zu essen da war. Die wenigen
um dem ganzen etwas geschmack zu geben Crêpes die das Küchenteam gemacht hatte reichten lange nicht aus, da
sie sich in der Menge verschätzt hatten. Nach dem sich dann Jonathan und Anton noch Reste vom Kartoffelbrei
mit Zuckerstreuseln (um dem ganzen wenigstens etwas Geschmack zu geben) reingequält hatten, um ein bisschen
Hunger zu besänftigen erbarmte sich dann der Kaplan uns noch drei Pizzen zu bestellen.
Am Montag, den 13.8. wollten wir dann mal etwas weniger Bulli fahren und beschlossen dann nach
Genf zu
fahren, was nur eine Stunde Autobahn bedeutete.
In Genf waren wir als erstes von der
riesigen Fontaine begeistert, die dort im Genfer See 150 Meter hoch
500 Liter die Sekunde Wasser in die Luft schleudert.
h&m billiger als in deutschland Nach dem wir über den Steg neben dieser Fontaine
gegangen waren, waren wir völlig nass, sodass der Kaplan erst mal seine Sachen aufhing. Aufgrund des sehr
schönen Wetters war dies allerdings nur eine willkommene Abkühlung. Anschließend aßen wir und durchstreunten
wieder in kleinen Gruppen die Innenstadt.
Erstaunlicherweise waren die Preise bei H&M billiger als in
Deutschland und so wurde sofort zugeschlagen.
Als wir dann gegen Abend wieder in die
Tiefgarage zu den Bullis gingen und Jonathan seinen Bus aufschloss,
hatte der Kaplan auf einmal nichts mehr zum Aufschließen. Als er seinen
Schlüssel kurz zuvor nicht gefunden
hatte, hatte er geglaubt ihn im Bulli stecken gelassen zu haben, doch das war nicht der Fall. Nach langer
Suche ging dann eine Gruppe zurück zur Fontaine, wo sie nach dem Schlüssel suchten, da der Kaplan hier seine
Sachen Kopfüber aufgehängt hatte. Laura hatte dann die Idee in dem nebenstehenden Restaurant nachzufragen und so
konnte man den Bullischlüssel dann glücklicherweise wieder in unseren Händen wissen.
Der nächste Tag, Dienstag, war schon wieder für einen Unterkunftswechsel vorgesehen. Wir fuhren wieder in
Richtung Matterhorn
in die 400 meter tiefe schlucht und hatten diesmal die richtige Zeit erwischt um zum
Aletschgletscherbergbahn hinaufzufahren.
Mit der Gondelbahn überwanden wir den Höhenunterschied und konnten oben auf dem Bergkamm eine tolle
Wanderung bei atemberaubendem Ausblick in die 400 Meter tiefe Schlucht des Gletschers und Sonnenschein
erleben.
Der restliche Weg nach Locarno über Italien gestaltete sich sehr Interessant. Wir fuhren über den
Simplonpass in 2,4 Kilometern Höhe und sehr schmale Straßen in den Bergen mit uneinsichtigen Kurven
entlang, die teilweise sehr Angsteinflößend waren.
Der Grenzübergang von Schweiz nach Italien und wieder zurück verlief genauso Ereignislos, da die Beamten
gerade beim essen waren.
Nach dem Ankommen im
Maggiatal bei Locarno wurden wir gleich vom Bruder des Kaplans mit sehr leckeren
Nudeln empfangen. Hier klärte er uns endlich die Frage auf, dass man auf Schweizer Autobahnen nur 120
Km/h fahren darf. Wir hatten uns gewundert, warum alle anderen Autos
generell so langsam fahren und wir
fast immer auf der zweiten Überholspur gewesen waren. Unsere Unterkunft bestand hier aus einem
stinkenden Großraumbunker, der in drei Schlafsäle mit je 32 Betten geteilt war.
Die Unterkunft war die gewöhnungsbedürftigste und mit Gewährständern, Panzertüren und einer elektrischen
Belüftung, die jeden morgen um sieben anging, in einem Raum, fühlten wir uns nicht besonders wohl. Die
natürlichen Gegebenheiten im Dorf waren allerdings sehr schön. Falls man mal allein oder zu zweit einen
schönen Ausblick haben und einfach mal die Ruhe der Berge genießen wollte, konnte man solche Orte in
diesem kleinen verwinkelten Dorf mit Gassen und Weinreben sehr schnell finden, indem man in Richtung der
Berge am Rande des Dorfes ging. Der italienische Stil in diesem italienischsprachigen Teil der Schweiz war
sehr prägnant und der Unterschied zwischen den verschiedenen Gebieten der Schweiz war hier am deutlichsten.
Der 15.8., Mittwoch, gestaltete sich äußert ungewöhnlich. Wir besichtigten die Staumauer des
James Bond
Films "Goldeneye". Sie ist 280 Meter hoch und wirkt wirklich sehr überwältigend. Anschließend fuhren wir
baden, da das Wetter an diesem Tag relativ schön war. Allerdings nicht in einem See oder Fluss, sondern in
einem kleinen kalten Bergbach, der voll von großen Steinen im und am Wasser war auf denen man sich
exzellent sonnen konnte.
Am späten Nachmittag fuhren wir nach Locarno zum
Eis essen, welches hier noch teurer war als anderswo.
Der Donnerstag war dann wieder sehr verregnet. Zu Beginn fuhren wir mit den Bullis wieder zu einem
Wasserfall in den Bergen, den wir besichtigten. Anschließend machten wir in
Locarno eine Bootstour und
fuhren dann wieder zurück ins Maggiatal. Hier machte der Kaplan das Angebot doch einmal unter einem
Wasserfall zu baden. Laura, Svea, Maria W. und Anton waren aber die einzigen die sich in den kleinen,
eiskalten Teich wagten, der dadurch entstand, dass ein Wasserfall aus den Bergen heruntergeschossen kam.
Man konnte sich nicht unmittelbar in den Fall stellen, aber auf zwei, drei Meter herangehen und das
zwiebeln des Wassers auf der Haut genießen.
Am Freitag, den 17.8. fuhren wir zurück in unsere erste Unterkunft nach Zürich. Auf dem Weg fuhren wir
durch den Gotthardtunnel,
der
17 Kilometer lang verläuft und hielten in Einsiedeln um uns dort eine Kirche
anzuschauen. Begleitet waren wir natürlich wieder von unserer gewohnten Kassettenmusik.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit einem Einkaufsbummel in Zürich, bei dem wir dann alle vor Müdigkeit
schon fast krochen oder einfach nur herumsaßen. Wir hatten einen sehr großen
Musikladen gefunden, den
gewisse Personen gleich gestürmt haben. So konnte man Vinzenz in dem kleinen Schlagzeugkeller finden,
Anton bei den Gitarren und Jonathan? Der hatte eine (Zitat: "Einfach oarh, toll und die Oboe! Nicht so
billig wie in Deutschland. Total überhochwertig.") Straßenmusikergruppe aus Violine, Violoncello und Oboe
gefunden, bei der er eine Weile stand.
Am
Abreisetag ging es dann mehr oder weniger allen nicht mehr so gut. Abgesehen von der generellen
Müdigkeit hatte sich auch einzeln Krankheit untergemischt.
"endlich wieder richtiges Klassikradio"
Kurz nach 9.00 Uhr fuhren wir mit dem Reisesegen des Kaplans wieder in Richtung Heimat davon. Nachdem
(das erste Mal kontrollierten!!!) Grenzübergang nach Deutschland rochen wir nun endlich wieder deutsche
Luft, fuhren auf heimatlichen Straßen und mit gesitteten deutschen Fahrern, die wissen, dass man blinkt,
wenn man aus dem Kreisverkehr heraus fährt!
Gegen 19.00 Uhr trafen wir, etliche Musikkassetten und eine ganze Menge Klassikradio (Zitat Jonathan:
"endlich wieder deutsches richtiges Klassikradio") später, zusammen auf dem
Pfarrhof ein. Müde, Geschafft
aber eine wunderschöne Schweizfahrt hinter uns habend wurden dann die meisten von ihren Eltern in Empfang
genommen und konnten (außer Vinzenz der am nächsten Tag 8.30 Uhr ministrieren musste) dann auch endlich
mal wieder ausschlafen.
Als
Gesamteindruck hatten wir eine exzellente Fahrt mit qualitativhochwertigem Anteil an
Sehenswürdigkeiten, die wir gesehen haben auch wenn wir natürlich und leider dafür pro Tag einige Stunden
im Bulli sitzen mussten.
Die Gemeinschaft und Freude in der Gruppe war im Großen und Ganzen sehr gut.
Und auch wegen des guten Verständnisses in der Gruppe wurden die Abende nie langweilig sondern lang und
neben spielen und erzählen konnte man wie beschrieben auch sehr schön spazieren gehen und die Natur
genießen.
Bleibt noch zu erwähnen, dass die
Schweizer Schokolade, die ich mir gekauft habe auf dem Rückweg
zerschmolzen ist und deshalb einiges an gutem Geschmack eingebüßt hat.
Es waren dabei:
Laura Reck, Svea Kern, Joanna Hoppe, Katharina Thon, Alexander Weißert,
Jonathan Kießig, Lukas Manske, Jenny Bisecke, Christoph, Bernhard Schreiber, Julia Lehfeld, Maria Klocke,
Maria Westpfahl, Vinzenz Müller und Anton Kirch
(noch mehr Fotos gibt's
hier)